Schilddrüsenerkrankungen beim Erwachsenen

Die möglichst exakte morphologische und funktionelle Darstellung von Schilddrüsenanomalien ermöglicht eine schonende und effektive Therapieplanung. Hierbei gilt es insbesondere potentiell bösartige Schilddrüsentumore frühzeitig zu erkennen. Hierzu greifen wir auf modernste apparative und laborchemische Analyseverfahren zurück. Jede Operation an der Schilddrüse und den Nebenschilddrüsen wird bei uns über einen vergleichsweise kleinen Hautschnitt und ein gewebsschonendes Vorgehen durchgeführt. Zur sicheren Schonung der Stimmbandnerven verwenden wir die neueste Generation des Neuromonitorings. Der Hautverschluss erfolgt unter Verwendung eines resorbierbaren Fadens in intrakutaner Nahttechnik. Hierdurch wird ein optimales kosmetisches Ergebnis erreicht und das Fäden-ziehen entfällt.

Diagnostik

Laborchemische Analysen

Mit Hilfe der Bestimmung von fT3, fT4, TSH, Calcitonin, Parathormon (PTH), Serumcalcium, Serumphosphat erhalten wir wichtige Informationen zum Funktionsstatus des Schilddrüsengewebes und der Nebenschilddrüsen.

Apparative Analysen

Schilddrüsensonographie: Die ultraschall-gestützte Untersuchung der Schilddrüse ist für den Patienten schmerzlos und schnell durchführbar. Sie ermöglicht die Bestimmung des Schilddrüsenvolumens, die Detektion knotiger Veränderungen innerhalb der Schilddrüse und von vergrößerten Lymphknoten im Lymphabflussgebiet der Schilddrüse.

Schilddrüsenszintigraphie: Die mit dem Detektions-Tracer „Pertechnetat“ durchgeführte Schilddrüsenszintigraphie ermöglicht, den Funktionsstatus der Schilddrüse zu beurteilen (Normalbefund linkes Bild) . Mit Ihr können hochaktive, sogenannte „heisse Knoten“ (Bild Mitte) wie auch minderaktive „kalte Knoten“ (Rechte Abbildung) nachgewiesen werden.

Pertechnetat Szintigraphie

Ist in der Pertechnetat Szintigraphie ein minderspeichernder Knoten nachweisbar, kann mit Hilfe einer weiteren, sogenannten Sesta-MIBI-Szintigraphie beurteilt werden, ob ein Malignitätsverdacht besteht.

Feinnadelpunktion: Die Feinnadelpunktion kommt zur Abklärung potentiell bösartiger Schilddrüsenknoten zur Anwendung. Diese Untersuchung ist nahezu schmerzfrei und wird ambulant durchgeführt. Das gewonnene Material wird daraufhin histopathologisch untersucht, sodass innerhalb weniger Tage entschieden werden kann, ob und in welcher Form eine weitere Therapie notwendig ist.

Nebenschilddrüsenszintigraphie: Liegt die laborchemische Diagnose eines primären oder sekundären Hyperparathyreoidismus vor, besteht eine Operationsindikation. Da es in der Regel 4 Nebenschilddrüsen gibt, diese aber selbst im pathologisch vergrößerten Zustand sehr klein sind, kommt der Lokalisierungsdiagnostik bei der Operationsplanung besondere Bedeutung zu. Nebenschilddrüsenadenome lassen sich mit Hilfe der 2-Phasen Sesta-MIBI-Szintigraphie darstellen. Lässt sich zusätzlich sonographisch an beschriebener Lokalisation eine knotige Struktur in unmittelbarer Nähe zur Schilddrüse nachweisen, kann die Operation mit einem minimal-invasiven und schonenden Ansatz durchgeführt werden. Eine sonst operativ aufwendige Suche des krankhaft vergrößerten Nebenschildrüsenkörperchens entfällt.

Nebenschilddrüsenadenom

Befund: obere Abbildungen. In der Frühphase zeigt sich neben der normalen Anreicherung des Tracers eine zusätzliche Anreicherung rechts unten (links im Bild), in der Spätphase ist die Speicherung in der Schilddrüse verblasst, während die Nebenschilddrüse weiterhin leuchtet.

In seltenen Fällen liegen Nebenschilddrüsenadenome nicht an den üblichen Lokalisationen in unmittelbarer Nähe zur Schilddrüse, sondern weiter entfernt, insbesondere im Thorax. Hier bietet die bei uns ebenfalls durchgeführte SPECT/CT (Sesta-MIBI) die Möglichkeit eine exakte Lokalisierung vorzunehmen.  

Therapie

Schilddrüsenüberfunktion

Liegt eine Überfunktion der Schilddrüse vor, kann sowohl eine medikamentöse als auch eine operative Therapie zum gewünschten Erfolg führen. Meist können die Symptome über einen längeren Zeitraum durch Einnahme von Thiamazol kontrolliert werden. Liegt eine medikamentös nicht zu beherrschende Situation vor, oder wünscht der Patient eine kurative Behandlung, sollte eine operative Entfernung des krankhaften Schilddrüsenteils erfolgen. Dies kann bei einseitigem Befund oder bei Vorhandensein eines solitären Knotens entweder durch eine einseitige Schilddrüsenentfernung (Hemithyreoidektomie) oder Knotenresektion (Enukleation) erfolgen.

Liegt hingegen eine diffuse, die gesamte Schilddrüsen betreffende Überfunktion vor, kann eine Radiojodtherapie eine Komplettentfernung (Thyreoidektomie) ersetzen. Die Vor- und Nachteile beider Therapieverfahren werden mit unserem Patienten ausführlich besprochen.

Verdacht auf Schilddrüsenkrebs

Häufig kann eine Krebserkrankung der Schilddrüse nur durch eine operative Entfernung und komplette histopathologische Aufarbeitung des betroffenen Teils der Schilddrüse diagnostiziert werden. Papilläre Schilddrüsenkarzinome können bereits während der Operation durch eine sogenannte „Schnellschnittdiagnostik“ festgestellt werden. Hierzu wird der entfernte Teil der Schilddrüse direkt in unser im selben Gebäude untergebrachtes Institut für Pathologie gebracht und sofort untersucht. Bereits ca. 20 Minuten nach Entnahme erhält der Operateur die telefonische Mitteilung vom Pathologen, ob es sich um einen bösartigen Schilddrüsentumor handelt, sodass die Operation im Sinne einer Komplettentfernung der Schilddrüse erweitert werden kann. Andere Typen des Schilddrüsenkrebses (Follikuläre Schilddrüsenkarzinom) hingegen benötigen eine aufwendige, ca 1 Woche dauernde histopathologische Untersuchung, so dass wir in solchen Fällen ein zweizeitiges Verfahren anwenden. Teil der Operation ist in Abhängigkeit vom histopathologischen Subtyp und der Tumorgröße auch eine systematische Entfernung der lokoregionären Lymphknotenstationen. Ziel ist die Minimierung des Operationsrisikos bei gleichzeitiger radikal onkologischer Resektion. Mit Ausnahme bestimmter Schilddrüsenkarzinom-Subtypen ist die Prognose als günstig zu bezeichnen.

Nebenschilddrüsenadenomen

Liegt ein primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT) vor, wird das pathologisch vergrößerte Nebenschilddrüsenkörperchen nach erfolgter Lokalisationsdiagnostik über einen minimal-invasiven Zugang (MIC) operativ entfernt und die Erkrankung sicher und dauerhaft geheilt. Bei einem vorliegenden sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) führen wir eine sogenannte 3 ½-Resektion durch. Hierbei werden von den in der Regel 4 vorhandenen Nebenschilddrüsenkörperchen 3 ½ entfernt und somit eine Normalisierung des Parathormonserumspiegels erreicht.